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206 Route 18. EPHESOS.

Wer von Ajasoluk direkt zu den Ruinen von Ephesos will,
bleibt auf der Landstraße (r. oben das österreichische Ausgrabungshaus),
biegt jenseit der zweiten eisernen Brücke l. ab und erreicht auf einem
Fußweg das Koressische Tor (Pl. 4). Man kann die Besichtigung auch in
umgekehrter Reihenfolge vornehmen, indem man an der scharfen Kehre
der Landstraße auf dem Fußweg geradeaus nach SW. zum Magnesischen
Tore
(S. 211) geht.

Von einer unteren ausgedehnteren Befestigung des Kastell-
hügels
, wohl aus byzantinischer Zeit, steht noch ein mächtiger Tor-
bau
, das sog. Tor der Verfolgung (Pl. 3), erbaut aus antiken Quadern,
Reliefplatten, Säulentrommeln und mit Ziegeln geflickt. Im Inneren
des Torbogens Reste von aufgemalten Heiligenbildern. Weiterhin l.
kolossale Stücke von Ziegelmauerwerk, vielleicht von der berühmten
St. Johanniskirche Kaiser Justinians, und daneben die kleine moderne
St. Lukaskirche mit weißgetünchten Wänden. Das Kastell mit seinen
hohen Zinnen und vieleckigen, z. T. infolge schlechten Verbandes
mit der Mauer abgestürzten Türmen nimmt nur die höchste Kuppe
ein; im Innern die Ruine einer Moschee. Schöne Aussicht: nach O.
über die weiten Hänge der Ausläufer der Messogis, von denen die
Wasserleitung kommt; im W. die sog. Selím-Moschee (S. 207),
etwas l. davon die Stelle des Tempels der Artemis (S. 207) und dar-
über
hinaus die sumpfige Ebene des Kaystros bis zum Meere, das in
8km Entfernung schimmert. Der Fluß hat allmählich den Golf zu-
geschwemmt
und die Ephesier gezwungen, Stadt und Hafen weiter
nach W. zu verlegen. Südl. von dieser Alluvialebene erhebt sich ein
rundlicher, durch eine ostwestl. Einsenkung gegliederter Berg: der
Panajir Dag, im Altertum wahrscheinlich Koressos genannt (S. 211).
Noch weiter südl. erstreckt sich der bedeutend höhere Rücken des
Bülbül Dag (im Altertum Pion, vgl. S. 211), der in einer isolierten
Bergspitze mit dem sog. St. Pauls-Gefängnis (S. 211) endigt.

Geschichte. Auf dem Kastellhügel selbst werden die ältesten Bewoh-
ner
dieser Gegend, als welche Karer und Phönizier gelten, eine befestigte
Ansiedelung gehabt haben. In ihrem Schutze lag am Westabhange das
uralte Heiligtum der großen Naturgöttin der Kleinasiaten, die später von
den Griechen der Artemis gleichgesetzt und als Spenderin üppiger Frucht-
barkeit
mit vielen Brüsten dargestellt wurde. Diese Ansiedelung wurde
im XI. Jahrh. v. Chr. durch die Ionier unter Androklos, Kodros’ Sohn, von
Samos her hellenisiert, und im Dienste jener großen Göttin schlossen sich
Fremde und Einheimische zusammen und nannten sich Ephesier.

Ephesos war eine der zwölf alten ionischen Städte (S. 191) und nahm
infolge der günstigen Lage an einem tiefen Golf, dem Endpunkte einer
Haupthandelsstraße aus dem Innern und an der fruchtbaren Asischen Ebene
des Kaystros einen glänzenden Aufschwung. Um 555 mußte sie sich dem
Kroisos (S. 240) unterwerfen, der die Bewohner um den Artemistempel in
der Ebene ansiedelte, nach dem Untergange des lydischen Reiches den
Persern (545). Der Philosoph Herakleitos wurde hier geboren. Im ionischen
Aufstande trat sie als offener Ort nicht hervor und war länger als die
Nachbarstädte persisch (etwa bis 466). Vom attischen Reich trennte sie
sich 412, war lange Zeit das Hauptquartier Lysanders und dann wieder
bis 334 persisch. Alexander d. Gr. wandte auch ihr seine Fürsorge zu.
König Lysimachos gründete sie etwa 287 neu. Um die verloren gegangene
Verbindung mit dem Heere wieder zu gewinnen, verlegte er sie in die
Niederung zwischen Pion und Koressos. Beide Berge wurden aus fortifi-
katorischen
Gründen mit in die Befestigung gezogen, ohne daß der ein-
geschlossene
Raum je ganz bewohnt war. Das Artemision lag von da ab